Indien: Oberstes Gericht sagt «Stopp» zu Hassreden
Am vergangenen 21. Oktober antwortete das Oberste Gericht auf eine Forderung, die «wachsende Bedrohung der muslimischen Gemeinschaft in Indien durch gezielte Angriffe und Terror» zu beenden. Angesichts der Hasstiraden gegen diese religiöse Minderheit erklärten die Richter: «Dies ist schockierend für ein Land, das religiös neutral ist.»
Hassreden bestrafen
Einer der Richter sagte: «Wir leben im 21. Jahrhundert. Wohin sind wir im Namen der Religion gekommen? Es ist tragisch, worauf wir die Religion reduziert haben!»
Die Richter wiesen die Regierungen der drei Staaten an, Massnahmen gegen Hassreden zu ergreifen. Und zwar «ohne auf eine formelle Beschwerde zu warten und unabhängig von der Religion des Zuwiderhandelnden». Sie fügten hinzu, dass «jedes Zögern, gemäss dieser Richtlinie zu handeln, als Missachtung dieses Gerichtshofes angesehen wird und angemessene Massnahmen gegen die fehlbaren Beamten ergriffen werden». Zudem forderten sie die Regierungen der drei Staaten auf, über die ergriffenen Massnahmen Bericht zu erstatten.
Ein in ganz Indien verbreitetes Problem
Die christlichen Leiter des Landes haben sich positiv über diese Entwicklung geäussert. Rajesh (Namen geändert), ein lokaler Partner von Open Doors, betonte jedoch, dass das Problem nicht nur einzelne Bundesstaaten, sondern das ganze Land betreffe: «Die christliche Gemeinschaft wartet gespannt und im Gebet auf den Ausgang des Prozesses und die Folgen der Gerichtsentscheidung.»
Christen besorgt über mögliche Reaktionen seitens der Regierung
In einem anderen Fall ersuchte die christliche Minderheit in Indien das Oberste Gericht, etwas gegen die zunehmende Zahl gewalttätiger Übergriffe auf Christen zu unternehmen (Livenet berichtete). Am 1. September forderten die Richter D. Y. Chandrachud und Hima Kohli daraufhin das Innenministerium auf, innerhalb von zwei Monaten einen Bericht über die Angriffe auf Christen in acht Bundesstaaten vorzulegen: Bihar, Chhattisgarh, Jharkhand, Odisha, Karnataka, Madhya Pradesh, Uttar Pradesh und Haryana. In dem Dokument sollten auch die Massnahmen aufgeführt werden, die nach diesen Vorfällen ergriffen wurden. Das Innenministerium hat jedoch noch nicht offiziell reagiert und die nächste Verhandlung zu dem Fall ist für den 6. Dezember angesetzt.
Rachel (Namen geändert), eine andere lokale Partnerin von Open Doors, befürchtet negative Folgen, falls die Gewalt gegen Christen vor dem Obersten Gericht bewiesen werden sollte. Fundamentalistische Regierungen könnten in einigen Bundesstaaten weitere Anti-Bekehrungsgesetze erlassen und «jede christliche Versammlung als Versuch einer Zwangsbekehrung betrachten und Kirchengebäude zu illegalen Bauten erklären».
Indien belegt laut dem Weltverfolgungsindex 2022 den zehnten Platz unter den Ländern, in denen Christen aufgrund ihres Glaubens am stärksten verfolgt werden.
Zum Thema:
Weltverfolgungsindex 2022: Afghanistan ist der gefährlichste Ort für Christen
Christliche Ostmission: «Menschenhandel ist grausam. Schweigen auch!»
Sonntag der verfolgten Kirche: Die Verfolgung von Gläubigen nimmt weiter zu
Datum: 14.11.2022
Quelle: Open Doors CH