«Bibelgruppe Bundesrat»

Weshalb ist der Glaube von Führungskräften noch ein Thema?

Das Bundeshaus
Religiöse Bindung mag in unserer Gesellschaft heute oft als nebensächlich erscheinen, doch wird sie immer wieder zum Politikum, wenn sie von Verantwortlichen in Wirtschaft und Politik praktiziert wird.

Ein aktuelles Beispiel hierfür ist die Teilnahme von Bundesratskandidat Markus Ritter an einer christlichen Bauernkonferenz in Winterthur. In den Medien wurde besonders hervorgehoben, dass bei dieser Veranstaltung auch Freikirchen vertreten waren und Ritter sich dort segnen liess. Das Portal «Watson» titelte sogar: «Der fromme Kandidat Markus Ritter will mit Gottes Segen regieren.» In der heutigen Zeit klingt so eine Schlagzeile fast wie eine Warnung.

Selbst die NZZ brüstete sich mit der Schlagzeile über eine Gebetsversammlung von frommen Bauern: «Herr, wir bitten Dich, dass Markus gewählt wird – im Simmental beten Bauern, damit der nächste Bundesrat Markus Ritter heisst.» Nun sieht sich der Bundesratskandidat gezwungen, sich für seine Teilnahme an der Veranstaltung in Winterthur sowie ähnlichen Auftritten bei christlichen Bauern zu rechtfertigen.

Dass sein Rivale Martin Pfister – auch Mitglied der Partei, die sich noch vor kurzem christlich nannte – keine explizite religiöse Bindung hat, scheint für Pfister ein Konkurrenzvorteil zu sein.

«Bibelgruppe Bundesrat»

Erstaunlich viel Aufmerksamkeit erregte auch die Feststellung, dass sich im Bundesrat und sogar im Parlament mehr Politiker mit religiösen Bindungen betätigen als in der Schweizer Bevölkerung insgesamt. Der Blick widmete diesem Thema einen Bericht mit der Schlagzeile: «Bibelgruppe Bundesrat».

Es ist jedoch wichtig zu betonen: Keiner der Politiker, die in diesen Kontext gestellt wurden, ist für extrem religiöse Ansichten bekannt. Was also ist los, wenn sich Führungskräfte in der heutigen Zeit rechtfertigen müssen, weil sie zum christlichen Glauben stehen – in einer Gesellschaft, die noch bis vor kurzem dezidiert ihre christlichen Wurzeln betonte?

Das Vakuum orten und füllen

Diese Entwicklung lässt sich aber auch positiv deuten: Die Schweizer Bevölkerung zeigt weiterhin Interesse am christlichen Glauben, insbesondere wenn es konkret wird. Auch wenn die vielen Schlagzeilen über sexuellen Missbrauch innerhalb religiöser Institutionen Misstrauen gegenüber dem praktizierten Glauben gesät haben, haben sie das allgemeine Interesse an einer positiven Spiritualität nicht verdrängt. Der weitverbreitete Glaubensverlust hat ein Vakuum hinterlassen, das oft mit skandalösen religiösen Nachrichten gefüllt wird. Doch diese Leere könnte auch eine Chance für authentisches, glaubwürdiges christliches Leben sein.

Fazit: Dass der christliche Glaube bei Führungskräften weiterhin Schlagzeilen macht, zeigt ein unterschwelliges Interesse vieler Menschen in unserer Gesellschaft – nicht nur an fremden Religionen und Kulten, sondern auch an einer christlichen Spiritualität, die immer noch Relevanz besitzt.

Zum Thema:
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Datum: 07.03.2025
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

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