Pala Friesen

«Von der Outbreakband alleine kann man nicht leben»

Pala Friesen
Pala Friesen, der Schreiber des Songs «Mittelpunkt», berichtet im PRO-Interview, wie er mit seiner Rolle in der Outbreakband gehadert hat, warum jeder christliche Künstler mehrere Standbeine haben sollte und er Lobpreislieder auf Deutsch bevorzugt.

Du bist sonst mit deiner Musikgruppe Outbreakband am Mikrofon und spielst Akustikgitarre. Was war der Anlass für dein erstes Solo-Album?
Pala Friesen: Ich habe über die vergangenen vier Jahre zehn Songs geschrieben aus meiner Lebenssituation heraus, die nicht unbedingt alle ins Outbreakband-Bild reinpassen. Die Outbreakband macht eher Mainstream-Musik und ist evangelistisch unterwegs. Es ist einfach ein etwas anderer Fokus: Den Song «Spricht zu mir» würde mein Bruder, Juri Friesen, nicht ins Repertoire mitnehmen, weil der Song zu melancholisch und zu spezifisch für so eine grosse Truppe ist. Mit dem Album habe einen anderen Schwerpunkt und eigene Worship-Nights. Das spielt die Auftritte mit der Outbreakband für ein grösseres Publikum natürlich nicht aus.

Dein Album «Weil du Jesus bist» ist eine Art Liebeserklärung an Jesus. Du singst darin: «Alles, was ich bin, bin ich nur durch dich. Alles, was ich hab‘, hab‘ ich nur, weil du Jesus bist. Weil du alles bist!» Wie ist dieser Text entstanden?
In den vergangenen vier Jahren habe ich Menschen verloren, Freundschaften und wichtige Beziehungen sind kaputtgegangen, ich hatte Arbeitssituationen, die am Leben gezehrt haben. Diese Erlebnisse haben mich durch Prozesse gejagt, in denen ich gemerkt habe: Egal, was ich habe, egal, was ich verliere, egal, was ich bekomme – ich bin abhängig von Jesus und meine einzige Sehnsucht ist er, weil er mein Leben ausfüllt. Als ich am Piano sass und nach den richtigen Worten gesucht habe, Gott zu verherrlichen, bin ich dann auf diese Zeilen gestossen, die Erlebnisse so zu verarbeiten.

Welche Ereignisse und Situationen waren das?
Ich habe immer wieder mit meiner Rolle in der Outbreakband gehadert, aber auch als Lobpreispastor und Art-Director in der Gemeinde. Ich habe gemerkt: Die Menschen kommen mit mir als Künstler an ihre Grenzen. Sie brauchen meist jemanden, der etwas klarer kommuniziert und strukturierter, organisierter ist. So habe ich mich oft ein bisschen verloren gefühlt in der Gemeinde und Situationen in der Kirche, wo ich gedient habe und Bands aufgebaut habe. 

Gleichzeitig habe ich mich ein stückweit verloren gefühlt, weil ich gemerkt habe, meine Leidenschaft und Sehnsucht, meine Songs passen nicht so hundertprozentig ins Band-Repertoire. Ich musste mich selber finden und habe Entscheidungen treffen müssen. Ich habe 18 Jahre Pionierarbeit in der lokalen Gemeinde gemacht und bin jetzt als Coach für Gemeinden aktiv. Ich liebe Orte und Gemeinden, in denen ich Gott in Freiheit anbeten kann.

Das Album geht tief, darin heisst es: «Du heilst auch meinen Körper, du stellst mich wieder her.» Welche Erlebnisse verarbeitest du auf dem Album «Weil du Jesus bist»?
Ich glaube daran, dass Gott heilen kann und will. Allerdings hat er seinen individuellen Plan mit jedem und oft hat er auch noch nicht geheilt. Aber ich habe schon viel Heilung erlebt. Dementsprechend finde ich es spannend auf mich selbst bezogen, zumal ich Diabetes Typ 2 habe. Ich habe die Zeilen eigentlich prophetisch in die Zukunft gesungen: «Du heilst auch meinen Körper. Du stellst mich wieder her.» Das hat sowohl damit zu tun, was körperlich passiert, aber auch was seelisch passiert. Das wünsche ich mir auch, dass die Leute das singen können, wenn wir auf einer Worship-Night sind. Viele Leute haben mit Krankheit zu kämpfen. Ich wünsche mir, dass sie das auch sehen können und anfangen, dem Heiligen Geist Raum zu geben, dass er sie heilen kann.

Warum singst du auf Deutsch?
Ich liebe es, wenn Menschen in ihrer Muttersprache schöne Lieder, schöne Melodien und singbare Songs bekommen. Wenn ich in der Kirche arbeite, plane ich meistens 80 bis 90 Prozent der Lieder auf Deutsch. Ich habe gemerkt, dass sich englische Lieder beim Mitsingen sehr gut anfühlen, aber man versteht oft gar nicht so viel davon. Für mich macht es mehr Sinn, in Deutschland auch auf Deutsch zu singen. Englisch zu singen fühlt sich sicher angenehm an, aber die ältere Generation wird es uns danken, wenn wir es im Gemeindekontext nicht übertreiben. Ich präferiere die Aufteilung: in etwa 80 Prozent der Lieder auf Deutsch, 20 Prozent auf Englisch.

Du gehörst mit der Outbreakband zu einer der bekanntesten Lobpreis-Bands Deutschlands. Inwieweit kannst du als Musiker, der christliche Musik macht, von der Musik leben?
Die meisten von uns aus der Band sind tatsächlich zur Hälfte in einer Kirche angestellt als Lobpreis-Pastoren oder Art-Director. Das zweite oder dritte Standbein ist dann die Outbreakband oder als Musiklehrer unterwegs zu sein. Ich bin Musikproduzent und als Musiker buchbar, organisiere Worship-Nächte in Gemeinden und bin sehr gern überregional aktiv. Das passt zu meinem Gabenprofil. Neuerdings bin ich auch als Coach für Lobpreisarbeit in Gemeinden aktiv. Das sind meine Standbeine. Man kann sagen, wir leben nur von der Musik, weil sie das ist, womit wir uns täglich auseinandersetzen. Aber alle von uns sind auch in einer Kirche angestellt. Das ist notwendig. Von der Outbreakband alleine kann man leider nicht ganz leben.

Es werden immer weniger CDs verkauft. Dein Album kostet 18 Euro, wenn ich mir als CD kaufe. Vieles läuft via Streaming. Lohnt sich Streaming für euch als Band? Oder auch für dich als Solokünstler?
Es kommt nicht viel dabei heraus. Das lohnt sich nur über die Jahre hinweg. Da sind wir gesegnet: Dadurch, dass wir schon viele Jahre dabei sind, hilft Streaming. Aber das ist natürlich im Vergleich zum Verkauf einer CD, die auch ein haptisches Erlebnis mitbringt, viel weniger. Ich bin allerdings nicht dieser Statistik-Typ, der schaut, wie viele Hörer ich habe. Sondern ich schaue, dass meine Musik an dem Herzen Gottes ist. Den Rest muss er machen. Wenn er will, dass Leute mich hören, dann muss er das gross machen. Ansonsten kann ich Stapler fahren, ich habe einen Staplerführerschein. (lacht)

Du hast auf Instagram und Spotify Spenden-Buttons aktiviert. Werden diese auch genutzt?
Wenn man darauf aufmerksam macht, werden sie schon genutzt, wenn auch nicht so viel. Aber man will nicht die ganze Zeit darauf hinweisen. Am besten ist wahrscheinlich, wenn man auf Tour geht, die Abende spielt und dort seine CD oder Merchandise-Artikel verkauft.

Wie sieht die finanzielle Lage bei christlichen Künstlern aus, die weniger bekannt sind?
Man sollte sich nicht zu sehr auf seine eigene Kunst allein stellen, sondern mehrere Standbeine haben. Es ist sinnvoll, sich mit seinen Gaben einer Gemeinde anzuschliessen. So kann die Gemeinde dies finanziell wertschätzen, wenn die Person zum Beispiel den gemeindlichen Musikbereich auf Vordermann bringt. Ich empfehle den Leuten nicht unbedingt, nur auftretender Künstler zu sein und in allen Bars zu spielen, bis man auf einen grünen Zweig kommt. Ich selbst habe es zwar nicht erlebt, weiss aber von anderen Musikern, die das so durchgemacht haben. Damit haben sie unter anderem finanziell keine guten Erfahrungen gemacht.

Welche Projekte stehen in den kommenden Jahren bei dir an?
Ich kann mir vorstellen, den Song «Weil du Jesus bist» mit einem fetten Orchester umzusetzen – im Stil von Worship-Symphony. So könnten wir musikalisch die Grösse Gottes darstellen. Ansonsten möchte ich gern sehen, wie Menschen geheilt und im Glauben wiederaufgebaut werden in den Worship-Nights, die ich organisiere. Zudem schreibe ich gerade eine Lobpreisstudie in Zusammenarbeit mit der christlichen Influencerin Jasmin Neubauer von «Liebe zur Bibel», in der ich über Lobpreis in der Beziehung zwischen Mensch und Gott forsche. Fragen werden sein: Ist Lobpreis für viele heute einfach Entertainment? Beten wir Jesus oder uns selber an?

In dem Lied «Mittelpunkt» aus deiner Feder geht es um Jesus. Das Lied ist sehr bekannt im deutschen Lobpreis und wird viel gespielt in den Gottesdiensten. Inwieweit hast du mit diesem Erfolg gerechnet?
Pala Friesen:
Ich habe «Mittelpunkt» geschrieben, aber nicht, weil ich dachte, ich werde jetzt in die christlichen Charts kommen oder das wird der Platz-Eins-Song über Jahre bei CCLI (d. Red.: Lieddatenbank Christian Copyright Licensing International). Sondern das hat Gott entschieden. Ich habe einfach einen Song geschrieben, den ich für Gott schreiben wollte – durch den Heiligen Geist inspiriert. Und er hat dafür gesorgt, dass das Lied relativ lange auf Platz eins bei CCLI geblieben ist und bei Spotify erfolgreich unter den christlichen Songs. Das hat mich auch finanziell Stück weit getragen. Das heisst: Wenn wir unseren Blick auf Gott halten, dann wird er uns auch versorgen.

Dieser Artikel erschien bei Pro Medienmagazin

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Datum: 28.09.2024
Autor: Martina Blatt
Quelle: Pro Medienmagazin

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