«Es gibt Hoffnung mitten in den Ruinen»
Tullian Tchividjian sucht gar nicht erst nach Ausreden, sondern er geht gleich hart mit sich selbst ins Gericht. In einem Blog-Beitrag auf seiner Webseite wird er ausgesprochen deutlich: «Was immer ihr Schlechtes über mich gehört oder gelesen habt, egal ob es wahr oder falsch ist, eines kann ich euch versichern: Ich war wesentlich schlechter als irgendjemand weiss. Fakt ist: Ich bin mir sicher, dass wenn alle meine Sünden, seien es Gedanken, Worte oder Taten, meiner letzten vier Jahrzehnte weltweit ausgestrahlt würden, wäre die einzige Person, die mich noch immer lieben würde, Jesus. Und manchmal, in meinen dunkelsten Momenten, fragte ich mich, ob er das noch tun will», berichtet Tullian Tchividjian.
Am Ende…
Tchividjian trat wegen einer Affäre von seiner Position als Pastor der «Coral Ridge Presbyterian Church» in Fort Lauderdale in Florida zurück. Dann folgte die Scheidung von seiner damaligen Frau Kim. Die presbyterianische Kirche entzog ihm zudem die Pastorenlizenz.
Tullian Tchividjian hält fest: «Selbstsüchtig zerstörte ich mein Leben und das von vielen anderen. Die Konsequenzen meiner Sünden sind allgegenwärtig. Kein Tag vergeht, an dem ich nicht auf irgendeine Weise daran erinnert werde, was ich getan und welche Zerstörung ich angerichtet habe.»
Viele Menschen enttäuscht
Kürzlich in einem Buchgeschäft sah er das Buch eines jungen christlichen Autoren, den er noch nie persönlich getroffen hatte. Vor einigen Jahren hatte dieser junge Schriftsteller sich bei ihm gemeldet, um ein Empfehlungsschreiben für sein erstes Buch zu erhalten. «Nachdem ich das getan hatte, teilte er mir mit, dass er zu mir aufschaut und mein Dienst einen grossen Einfluss auf ihn hatte. Und er denke, dass meine Empfehlung seinem Buch mehr Gewicht gibt. Und da stand nun mein Name, wie wenn er sein Werk diskreditierend blamieren würde. Ich fühlte mich krank.»
«Ich allein bin schuld daran»
Tullian Tchividjian weiter: «Das erinnert mich daran, wie weit die Auswirkungen meiner Sünde reichen und wie viele Menschen, die ich nie getroffen habe, durch mich verletzt worden sind. Gott hat meiner Familie die Gabe gegeben, sich um andere Menschen zu kümmern, sie zu lieben. Ein grosser Ruf, eine lebensspendende Botschaft und eine grosse Plattform. Und ich habe es vermasselt; ich hatte keinen Grund, das zu tun. Und ich allein bin es, den man dafür beschuldigen kann.»
Die Leute hätten jedes Recht, auf ihn wütend zu sein, ihn zu ignorieren und von nun an seine Motive zu hinterfragen. «Ich werde dir das nicht nachtragen. Etwas aber ist mir bekannt: Es sind viele Leute wie ich. Menschen, die mit Schuld und Scham leben und es bereuen und betrübt sind wegen dem, was sie getan haben oder wegen dem, was ihnen nicht gelungen ist.» Es seien Menschen, die alles dafür tun würden, um die Zeit zurückzudrehen und andere Entscheide zu treffen.
Vergeben lassen und weitergehen
Der frühere Pastor hält gleichzeitig fest: «Sich mit dem Status 'Sünder' zu identifizieren, ist furchtbar und teuer. Es ist destruktiv für dein Leben und das der anderen Menschen.» Er ermutigt: «Komm, lass mich mit dir zu deinem tiefsten Punkt gehen. Und gemeinsam suchen wir dort nach Hoffnung, Frieden, Liebe, Vergebung und Gnade. Denn die schlechte Nachricht, dass wir alle schuldig sind, trifft auf die beste Nachricht, dass Gott liebt, vergibt und die gebrochenen Herzen der schuldigen Menschen heilt. Und nach allem ist Gottes Büro der Gnade direkt bei dir.» Er hoffe, dass alle, die gebrochenen Herzens sind, «entdecken, dass sie immer noch Hoffnung haben können, mitten in den Ruinen des Lebens, weil Jesus alles ausgleicht.»
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Datum: 24.10.2017
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet / Gospel Herald / tullian.net