Zwischenruf

Sind wir besser als unsere Eltern?

Unsere Epoche pocht darauf, die Fehler früherer Generationen zu benennen und aufzuarbeiten. Frauenrechte, Gender und LGBT versprechen eine bessere Gesellschaft. Doch wo bleiben die dunklen Flecken?
Eltern mit Kindern

Es wäre spannend zu wissen, wie die westliche Gesellschaft in 50 Jahren auf unsere Zeit zurückblickt. So wie wir auf 50 Jahre und mehr zurückblicken und viele Fehler von damals kritisieren und «aufarbeiten». «Diese Kritik zeugt von gefährlicher Blindheit gegenüber der Macht des Zeitgeistes», schrieb die NZZ kürzlich über einen Meinungsbeitrag von Claudia Baer. Und sie prognostiziert: «Auch unsere Nachfahren werden einmal allerlei Gründe finden, um kopfschüttelnd auf uns zurückzuschauen.»

Die Sünden der Vorfahren

Mit Unverständnis blickt unsere Generation auf die Zwangsversorgung von Alkoholikern, die Ausbeutung von Verdingkindern und überhaupt den Umgang mit Randgruppen in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg zurück. Es schockiert im nachhinein, dass auch Kinder ihrem Lebensunterhalt beitragen mussten und dass man Menschen administrativ versorgte, die ihre Eigenverantwortung nicht wahrnehmen konnten oder wollten.

Die Autonomie und ihre Schattenseiten

Doch was wird eine spätere Generation zu unseren Eigenheiten sagen? Zu Modethemen wie Gender, LGBT oder Powerfeminismus? Zur scheinbaren Freiheit, das Geschlecht je nach aktueller Neigung zu verändern und dies auch administrativ zu erleichtern? Oder zur Tatsache, dass sich Suchtkranke und traumatisierte Menschen auf der Gasse bewegen und von Hilfswerken versorgt werden müssen? Dass man Babys bei suchtkranken Müttern leben lässt mit allen Risiken für das Kind? Dass wir Drogenabhängige mit einer Ersatzdroge ruhig stellen, statt sie zu einem Ausstieg zu motivieren, der wieder ein menschenwürdiges Leben ermöglicht? Wird die aktuell so hochgeachtete persönliche Autonomie des Individuums mit allen seinen Schattenseiten in 50 Jahren auch noch so wertgeschätzt? Oder wird man sie aus der Perspektive des chinesischen Gesellschaftsmodells beurteilen?

Wir haben es gewusst

Wie wird diese Gesellschaft damit umgehen, dass unsere Generation eigentlich genau gewusst hat, was sie mit ihrem Lebensstil für das Klima anrichtet und sich nicht in der Lage sieht, das Steuer dezidiert herumzuwerfen, sondern weithin eine Vogel-Strauss-Politik betreibt? Dass diese Gesellschaft relativ gelassen zuschaut, wie die Mächtigen ihre Atomwaffen perfektionieren? In der Hoffnung, dass diese eh niemals eingesetzt werden? Sofern es diese Gesellschaft überhaupt noch geben wird.

Die Wurzeln aus den Augen verloren

Wie werden die Menschen dannzumal damit umgehen, dass sich unsere Generation weithin von den christlichen Wurzeln verabschiedet, von der sie weithin lebt, wenn man an das Gesundheitswesen, das Sozialwesen oder die Bildung denkt? Oder an den Schutz der Persönlichkeit, die Menschenrechte oder den Rechtsstaat. Weshalb waren die Bemühungen, die Menschen wieder an den Glauben heranzuführen, so schwierig, sodass die Kirchen davor weithin kapitulierten? Auch deshalb, weil sie zum Teil mit der Aufarbeitung eigener Fehler beschäftigt waren.

Eine kühne Hoffnung

Wir können eigentlich nur hoffen, dass diese Gesellschaft dann etwas gnädiger mit den Auswüchsen unseres Zeitgeistes umgehen wird, als wir das heute tun. Oder mit den Worten von Claudia Baer gesagt: «Vielmehr müssen wir uns immer wieder fragen, ob unsere heute gültigen Normen und Werte in jedem Fall die 'richtigen' sind. Eine gewisse Demut wäre jedenfalls angebracht.»

Und wir wollen hoffen, dass es in der Zwischenzeit eine grosse Bewegung gegeben hat, die viele zu einer Rückkehr zu ihren christlichen Wurzeln und einem zeugnishaften Leben für Jesus Christus geführt hat.

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Datum: 17.08.2020
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

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